Computerspiele zur Förderung der kindlichen Entwicklung
Computerspiele zur Förderung der kindlichen Entwicklung
Computerspiele hatten über Jahre einen sehr schlechten Ruf. Ganz gleichgültig ob Konsolen-Spiele, PC-Spiele oder Online-Spiele, immer wieder hört man Meldungen, wie schlecht diese Spiele für unsere Kinder sind. Vor allem bei den online Spielen muss jedoch berücksichtigt werden, dass über die Hälfte der regelmäßigen Spieler bereits erwachsen ist. Warum spielen wir die Spiele also selbst, wenn sie doch so schädlich sind?
Computerspiele in der Kinderpsychotherapie
Zudem gibt es heute vermehrt Meldungen darüber, dass auch Kinderpsychologen und Kinderpsychotherapeuten nicht ungern mit dem Computer arbeiten. So wird zum Beispiel in den Vordergrund gerückt, dass Kinder, die Computerspiele spielen, meist auch im Leben mehr Kontakte haben als Kinder, die nicht am Computer spielen. Zudem werden oft sehr fordernde Spiele gespielt, in denen Taktiken entwickelt werden müssen, die dann oft auch mit anderen besprochen und diskutiert werden, was das Sozialleben der Kids weiter fördert. Auch wenn festgestellt werden konnte, dass eine zunehmende Computerspielzeit pro Tag mit einem zunehmend aggressiven Verhalten einhergeht, können wohl überlegte Computerspielzeiten durchwegs positive Auswirkungen auf das Verhalten der Kinder haben.
In der Therapie profitieren die Kinder einerseits von den Computerspielen, weil sie niederschwellig sind und meist das Interesse an der Therapie wecken. Zudem werden beim Spielen am PC diverse Emotionen und Verhaltensweisen provoziert und können vom Therapeuten beobachtet und dann auch besprochen werden.
Training von Ich-Funktionen
Kinderpsychotherapeuten geben an, dass diese Ich-Funktionen durch Computerspiele trainiert werden können:
Frustrationstoleranz
Räumliche und zeitliche Orientierungsfähigkeit
Findung von Lösungen
Angst und Spannungskontrolle
Resistenz gegen Versuchungen
Kontrolle aggressiven Verhaltens
Kastrationstoleranz
Toleranz gegenüber Schuldgefühlen
Positive Effekte von Online-Spielen
Auch wenn in der Kinderpsychotherapie teilweise extra dafür entwickelte Computerspiele verwendet werden, wird auch bei einfachen online-Spielen berichtet, dass sie positive Effekte auf die Entwicklung der Kinder haben können. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang mit der Frustration. In vielen Geschicklichkeitsspielen und Jump-and-rund-Adventures braucht es bei weitem mehr als nur einen Versuch, bis das Ziel erreicht werden kann. Das vielmalige Scheitern lässt die Frustrationstoleranz immer höher Ansteigen, so dass immer schwierigere Aufgaben bewältigt werden können.
Zudem werden Fähigkeiten wie Konzentration und Aufmerksamkeit gefördert, wenn die Kinder bei einem Spiel verweilen müssen, um dieses positiv abschließen zu können. Vor allem online Spiele sind hierfür extrem gut geeignet, da sie noch relativ kurzweilig sind, trotzdem aber Herausforderungen anbieten, die gar nicht so einfach zu bewältigen sind.
Quellen:
Koch-Möhr, Rainer: Computer in der Kinderpsychotherapie. Über den Einsatz von Computerspielen in der Erziehungsberatung. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 47 (1998) 6, S. 416-425
Ingo Spitczok von Brisinski: Computerunterstützte Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Gastvortrag auf den 19. Psychiatrietagen am 20.11.2001 in Köngislutter.
Johannes Fromme: Bildung und Computerspiele zum kreativen Umgang mit elektronischen Bildschirmspielen. 2001, VS Verlag für Sozialwissenschaften
Veronika Brezinka Dr. Dr.: Computerspiele in der Verhaltenstherapie mit Kindern. In: Lehrbuch der Verhaltenstherapie, 2009, pp 233-241